Tschüss Festspiele, hallo Zukunft!


Okay, ich versuche, diesen Post klein zu halten. Ich habe in der letzten Zeit eh schon viel zu viel Sentimentalität ins World Wide Web gepustet.
Nach 365 Tagen ist das heute mein letzter Tag bei den Dresdner Musikfestspielen.

Ich muss meinen Schreibtisch räumen und heute Nachmittag allen tschüss sagen, ohne zu wissen, wann ich diese Räume jemals wieder betreten werde. Wenn ich heute durch diese Tür gehe, bin ich kein Bufdi mehr. Ein Wort, dass mich am Anfang echt genervt hat, weil alle immer fragen „Ein was?“, wenn man mich auf meine derzeitige Lebenssituation angesprochen hat und dann musste ich immer ganz weit ausholen und das Wort erklären. Tja, heute liebe ich es. Es scheint mir auf den Leib geschneidert zu sein, weil ich mich voll und ganz mit meiner Arbeit identifiziere und stolz darauf bin. In ein paar Stunden muss ich diesen Titel abstreifen. Dann bin ich „nur“ noch Annalena, Studentin, Dresdnerin, aber kein Bufdi mehr.
Heute ist ein wirklich schöner Tag. Die Sonne scheint, ich habe mal meine Lieblingsklamotten rausgekramt und es haben mich heute schon so viele Leute angelächelt und gegrüßt. Es kann  gar nichts mehr schiefgehen, das habe ich im Gefühl. Wäre da nicht die Sache mit dem Abschied. Ich muss mich von so vielen Dingen verabschieden. Ein letztes Mal Jour Fixe Protokoll schreiben, ein letztes Mal Tee kochen, noch bevor der PC hochgefahren ist. Ein letztes Mal die beste Betreuerin der Welt die Treppen hochkommen sehen und wissen „Ha! Ich war heute eher da als du.“, ein letztes Mal Mittagspause mit Hannah, ein letztes Mal Fahrstuhl fahren und ein schlechtes Gewissen dabei haben, ein letztes Mal Anrufe entgegennehmen, was mich nach einem Jahr immer noch totale Überwindung kostet.
Tja, was soll ich noch sagen? Dieses Jahr hat mich verändert. Vor etwa 14 Monaten saß ich hier auf einem Sofa, total overdressed und verdammt nervös. Und heute sitze ich wieder hier und kann gar nicht glauben, was ich für tolle Erinnerungen und Erfahrungen mitnehme. Ein zwanzigminütiges Vorstellungsgespräch hat mein Leben komplett verändert. Vielleicht erscheinen dir, liebe*r Leser*in, diese Floskeln etwas sehr dramatisch, aber du hast nicht das erlebt, was ich erlebt habe. Es war nicht immer alles rosig. Oft musste ich mich echt durchkämpfen, manchmal bin ich auch verzweifelt, aber ich hatte immer Hilfe und Unterstützung. Jetzt bin ich selbstbewusst, kenne meine Schwächen und Stärken besser denn je und gehe auf Hürden zu, auch wenn ich mich fürchte. Ich habe keine Angst mehr vor der Zukunft, denn Pläne ändern sich. Dafür ist meine Geschichte wohl das beste Beispiel. Ich habe Ordnung und Struktur am Arbeitsplatz lieben gelernt. Ich werde jetzt gern ins kalte Wasser geschmissen, weil ich weiß, dass ich stärker und zufriedener wieder rauskommen werde. An die Person vor einem Jahr kann ich mich kaum noch erinnern. Das möchte ich auch nicht, denn das war nicht wirklich ich. Das Abi hat in meinem Kopf viel kaputt gemacht, auch wenn sich das vielleicht einige nicht vorstellen können. Jedenfalls gibt es noch einige Baustellen, die es zu kitten gilt, aber die Festspiele haben mir gezeigt, wer ich sein kann, wenn ich nur an mir arbeite und an mich glaube.
Heute ist der Tag gekommen, an dem ich meine letzte Lektion hier lerne: Schließt sich eine Tür, öffnet sich eine neue. Der Bundesfreiwilligendienst hat mir so viele neue Freunde geschenkt, so viel Lachen, so viel Freude, so viel Musik, so viel Hoffnung und Zuversicht.
An alle Menschen da draußen, die sich genauso verloren fühlen, wie ich mich vor einem Jahr: Ich kann euch den Freiwilligendienst nur ans Herz legen. Egal, ob FSJ, BFD oder FÖJ. Arbeitet mit Menschen, brecht aus eurem Alltag aus, geht neue Wege. Das ist die beste Medizin.
Meiner Nachfolgerin habe ich natürlich auch noch ein paar Worte zu sagen:
Auch wenn ich dir mit dem Blog (und all den versteckten Hinweisen für dich im Büro^^) eine Hilfe sein will, liegt es nur an dir, ob du diese Hilfe willst oder nicht. Fühle dich frei alles zu ignorieren, was ich dir an die Hand gebe. Lösch den Blog, wirf die Notizen weg, dekorier deinen Arbeitsplatz um. Fühl dich frei. Denn das Allerwichtigste in diesem Jahr wird es sein, dass du deine EIGENEN Erfahrungen sammelst. Es ist vollkommen egal, wie ich die Dinge angegangen bin. Du musst deinen eigenen Weg finden und dabei wird dir das Team zur Seite stehen.

Vielen Dank an alle, die meinen Blog ab und zu gelesen haben. Die Reichweite war nicht sonderlich groß, aber es hat mir viel Spaß gemacht, meine Erfahrungen in Worte zu fassen und zu teilen. Auch wenn ich meine Posts nicht immer chronologisch hochgeladen habe – sorry. Das hier ist mein letzter Beitrag und ich verschwinde damit wieder aus dem Netzt.

Also machst gut, Annalena.

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